Lebensgeschichten

María Cristina Boidi

1941
LEFÖ

María Cristina Boidi studierte Philosophie in Santa Fé, Argentinien. In den 1960er-Jahren arbeitete sie dort am Gymnasium und an der Universität als Lehrerin und Professorin für Philosophie. Sie engagierte sich in der Lehrer*innengewerkschaft der Provinz Santa Fé: „Trabajadores de la Educación“. In den 1970er-Jahren besuchte sie Seminare von Paulo Freire in Cuernavaca, Mexiko, und wurde Vorstandsmitglied der Bundesgewerkschaft von Lehrer*innen und Professor*innen in Argentinien. Ein Jahr vor dem Militärputsch 1975 wurde María Cristina Boidi verhaftet und verbrachte fünf Jahre als politische Gefangene in Frauengefängnissen in Santa Fé und Buenos Aires. 1979 konnte sie nach Österreich fliehen und erhielt dort 1980 politisches Asyl. 
 
Aus den eigenen Erfahrungen von Flucht, Migration und Diskriminierung in Österreich gründete María Cristina Boidi 1985 in Wien den Verein LEFÖ, Lateinamerikanische Exilierte Frauen in Österreich gemeinsam mit anderen geflüchteten Frauen. LEFÖ war bahnbrechend auf dem Gebiet der kritischen Auseinandersetzung mit Frauenhandel und Frauenarbeitsmigration im globalen Kontext. Im europäischen Forschungs- und Interventionsnetzwerk TAMPEP war María Cristina Boidi eine der zentralen Persönlichkeiten auf europäischer Ebene, um das Thema des Frauenhandels, und besonders der freiwilligen wie erzwungenen Sexarbeit von Migrantinnen auf die Ebene der Rechte zu heben. Mit den neuen Herausforderungen wurde auch das „E“ im Namen LEFÖ redefiniert: Aus „Exilierte“ wurde „Emigrierte“. Heute trägt der Verein LEFÖ den Zusatz: Beratung, Bildung und Begleitung für Migrant*innen. María Cristina Boidi war langjährige Koordinatorin von LEFÖ und Vordenkerin in frauen- und migrationspolitischen Belangen. 2010 wurde sie mit der Johanna-Dohnal-Anerkennung ausgezeichnet. 2019 erhielt sie den Käthe-Leichter-Staatspreis der Republik Österreich.

LEFÖ
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